Woche der verbrannten Bücher
Am 10. Mai 1933 wurden in einem der symbolträchtigsten Akte der nationalsozialistischen Unterdrückung und Verfolgung von Intellektuellen die Werke von 131 Schriftsteller*innen verbrannt. An viele von ihnen erinnern wir uns nicht mehr, obwohl sie damals höchst erfolgreich waren.
Vom 17. bis 21. Oktober 2023 wird sich das Gostner Hoftheater mit diesen Autor*innen auseinandersetzen. Indem sie bei uns stattfinden, wehren wir uns. Denn die Autor*innen zu vergessen, wäre ein Triumph der Nazis.
Di., 17.10.: Irmgard Keun & Joseph Roth - mit der SuppKultur
1936 begegnen sich Irmgard Keun und Joseph Roth im belgischen Exil. Er ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein etablierter Schriftsteller, sie steht noch am Anfang ihrer Karriere. Die Anziehung zwischen den beiden ist groß, sie stürzen sich in eine Beziehung, die von Liebe, Eifersucht und gegenseitiger Bewunderung geprägt ist. Dazu kommen Alkoholismus und Depressionen. Nach zwei Jahren gehen sie wieder getrennte Wege, 1939 stirbt Roth an einer Lungenentzündung.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs gerät Keun in Vergessenheit, während Roth posthum als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gefeiert wird. Erst in den 70ern erlebt Keun eine Renaissance, heute gehören beide zum literarischen Kanon.
Die SuppKultur (Valentin Bartzsch und Stephan Goldbach) setzt sich nicht nur mit der Beziehung der beiden literarischen Größen auseinander, sondern auch mit der Frage, wie sich Ideologie der Nazis auf die beiden auswirkte. Was galt als entartet, was nicht, und warum? In SuppKultur-typischer Weise nähern sich die beiden nicht nur auf textlicher, sondern auch musikalischer Ebene den beiden Autor*innen an.
Mi., 18.10.: »Sogenannte Schundliteratur« - mit HansJürg Müller und Fleur Grelet
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Do., 19.10.: »Ins Kaffeehaus mit Kesten und Graf« - mit Johanna Steinhauser und Tammo Winkler
Hermann Kesten, 1900 in Galizien geboren, in Nürnberg aufgewachsen, war bekanntlich nicht der einzige Schriftsteller, dessen Werke die Nationalsozialisten verbrannten. Und nicht der einzige, den sie aus Deutschland vertrieben. Versprengt über die Welt, gab es einen Ort, an dem man sie wiederfinden konnte: das Café. So schrieb Kesten 1959 ein Buch mit dem Titel »Dichter im Café«. Es berichtet von den »Schatten der vorigen und den Spektren der künftigen Gäste. Servil und agil stehen die Kellner herum, randvoll von Ressentiments und stehenden Redensarten.«
Das »Bayerische Dekameron« von Oskar Maria Graf (erschienen 1928), ist eine wunderbar komische Sammlung von Erzählungen, die die dörflich bayerischen Verhältnisse zum Spiegel der Gesellschaft machen. Feigheit, Neid, Egoismus, sexuelle und materielle Gier sind die treibenden Kräfte dieser nur an der Oberfläche heilen bayerischen Welt. Die Nazis hielten allerdings Grafs boshaft zielgenauen Humor für kraftprotziges Naturburschentum – und verbrannten am 10. Mai 1933 Grafs Bücher nicht. Höchst empört darüber sah er sich zu einem vermutlich einzigartigen Aufruf in der Wiener Arbeiterzeitung genötigt: »Verbrennt mich! (…) Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!«
Johanna Steinhauser und Tammo Winkler lassen im LOFT, dem Kaffeehaus des Gostner Hoftheaters, Kestens Cafés und Grafs bayerisches Dorf wieder lebendig werden.
Fr., 20.10.: »Vergessene Autorinnen« - mit Antigone Akgün und Christine Haas
Infos in Kürze
Sa., 21.10.: »Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!« - mit Philine Bührer und Daniel Zacher
»Das Gedächtnis der Menschen ist so furchtbar kurz.« (Bertha von Suttner)
Die österreichische Schriftstellerin und Pazifistin Bertha von Suttner war zum Zeitpunkt der Bücherverbrennung bereits knapp 20 Jahre tot. Dennoch erschienen ihre Gedanken den Nazis so gefährlich, dass ihre Werke mit im Feuer landeten – kein Wunder, setzte sie sich doch vehement für den Frieden ein.
Bertha von Suttner wurde vor allem durch ihren Roman »Die Waffen nieder!« bekannt, der 1889 veröffentlicht wurde. Das Buch handelt von den Schrecken des Krieges und plädiert für gewaltfreie Konfliktlösungen. Es wurde ein großer Erfolg und trug dazu bei, die öffentliche Meinung über Krieg und Frieden zu beeinflussen.
Von Suttner war eine der bekanntesten Vertreterinnen der Friedensbewegung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, war Mitbegründerin und erste Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde und gründete 1891 die Österreichische Friedensgesellschaft. Sie setzte sich für Abrüstung, Schiedsgerichte und internationale Verständigung ein.
Zum Abschluss der »Woche der verbrannten Bücher« beschäftigen sich die Schauspielerin Philine Bührer und der Akkordeonist Daniel Zacher beschäftigen sich mit dem Vermächtnis der ersten Friedensnobelpreisträgerin.
Spielort: Theaterkneipe Loft
Preise
Vorverkauf | Abendkasse |
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Normal 13,50 € Ermäßigt 9,50 € |
Normal 15,00 € Ermäßigt 11,00 € |
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Wochentag | Datum | Uhrzeit | Tickets |
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Irmgard Keun & Joseph Roth – mit der SuppKultur | |||
Di | 17. Oktober | 20:00 Uhr | Karten kaufen |
Sogenannte »Schundliteratur« – mit HansJürg Müller & Fleur Grelet | |||
Mi | 18. Oktober | 20:00 Uhr | Karten kaufen |
Ins Kaffeehaus mit Kesten & Graf – mit Johanna Steinhauser & Tammo Winkler | |||
Do | 19. Oktober | 20:00 Uhr | Karten kaufen |
Vergessene Autorinnen – mit Antigone Akgün & Christine Haas | |||
Fr | 20. Oktober | 20:00 Uhr | Karten kaufen |
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder! – mit Philine Bührer & Daniel Zacher | |||
Sa | 21. Oktober | 20:00 Uhr | Karten kaufen |
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